WAS DU TUN KANNST, UM DIE OZEANE ZU RETTEN

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via http://neleprinz.de

Jede Minute landet eine Tonne Plastik im Meer. Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen. Jede Minute. Eine Tonne. Habe ich jetzt eure Aufmerksamkeit? Ja? Dann lest die folgenden Zeilen mit Bedacht.

2050, wie alt wirst du da sein? Ich werde im Jahr 2050 einundsechzig Jahre alt sein. Die Vorstellung ist so weit weg, trotzdem ist bis dahin nicht mehr lang. Wenn ich 61 Jahre alt bin, wird es mehr Plastik als Fische im Meer geben. Jetzt bin ich fast 27 und jährlich gelangen 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastik ins Meer. 5,25 Millionen Plastik-Partikelgibt es bereits im Ozean. 15% vom Müll befinden sich an Stränden, 15% schwimmen an der Wasseroberfläche und 70% am Meeresgrund.

Ich weiß, welcher Gedanke dir gerade durch den Kopf geht: “Mich als ÖsterreicherIn tangiert das doch nicht, ich lebe nicht am Meer, mein Müll wird gesammelt und verbrannt/recycelt. Schuld daran sind die Küstenländer.” So habe ich früher auch gedacht, es ist aber leider grundlegend falsch. Denn jedes Plastikteil, das auf der Straße landet, landet mit hoher Wahrscheinlichkeit im Wasser. Über Flüsse und Abflüsse landet tonnenweise Plastik im Meer, auch aus Österreich. Konkret sind es 4,2 Tonnen Kunststoff, die pro Tag in die Donau gelangen, 10 Tonnen täglich sind es im Rhein. Die Reise, die so ein Plastiksackerl zurücklegen kann, veranschaulicht dieses Video sehr gut.

Stellt euch einen Blauwal vor. Ein Wunderschönes, majestätisches Tier. Stellt euch vor, dieser Blauwal verheddert sich in einem Fischernetz, das herrenlos im Meer treibt. Man weiß inzwischen, dass Wale über ein Ich-Bewusstsein, Persönlichkeit und Einfühlungsvermögen verfügen. Sprich: ein Wal, der sich in einem Fischernetz verheddert, ist sich seiner Lage bewusst. Er schwimmt wochenlang herum, Dank seiner Fettschicht kann er einige Zeit ohne Nahrung auskommen. Doch er weiß: er kann sich nicht befreien, er wird verhungern. Als ich diese Geschichte hörte, wurde mir wirklich übel. Wenn ich mir vorstelle, wie es sein muss, langsam, qualvoll zu verhungern und keinen Ausweg zu sehen.

Doch nicht nur Fischernetze sind ein großes Problem, auch die Tatsache, dass die Tiere den Müll mit Nahrung verwechseln. Hier nur wenige Beispiele, die veranschaulichen, wie grauenvoll das Ausmaß ist:

  • 1997 strandete ein Schweinswal an der Küste von Neuschottland. In seiner Speiseröhre befand sich zwar Nahrung, aber Magen und Därme waren leer. Eine genauere Untersuchung ergab, dass ein Stück Plastik den Zugang zum Magen blockiert hatte, so dass der Schweinswal schlichtweg verhungert war.
  • Im April 2002 strandete ein Zwergwal in Frankreich. In seinem Magen fand man 800kg Müll, vorwiegend Plastik.
  • Im Magen eines Pottwals, der in Südspanien angeschwemmt wurde, entdeckten Wissenschaftler 17 Kilogramm Plastikmüll – insgesamt 59 verschiedene Teile. Darunter waren neben Plastiktüten beispielsweise auch ein Gartenschlauch, Kleiderbügel oder Teile einer Matratze.
  • Erst im Dezember 2015 strandete ein totes Orca-Weibchen an der Küste Südafrikas. Im Dezember 2015 strandete ein totes Orca-Weibchen in Südafrika. Die Obduktion ergab, dass ihr Magen voller Plastikabfall war und sie wohlmöglich deshalb verhungerte.


Doch nicht nur Wale sind von der Vermüllung unserer Ozeane betroffen: inzwischen weiß man, dass über 90% aller Seevögel Plastik im Magen haben, bis 2050 soll 99% aller Vögel weltweit dieses Schicksal treffen.

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Nun die Frage aller Fragen, bevor ich euch erzähle, was IHR tun könnt. Woher kommt dieser ganze Plastikmüll? Folgende Infografik veranschaulicht, woher der Müll in der Donau kommt, von dem ich euch bereits erzählt habe. Die drei großen Grundverursacher lauten: Industrie, Haushalt und Abfall.

  • Industrie: Fast jeder Industriezweig ist auf Kunststoff angewiesen. Von Verpackungen über das Bauwesen hin zur Elektronikbranche – überall wird Plastik eingesetzt, weil es billig ist. Beispiel: Von den jährlich erzeugten 14 Millionen Tonnen Styropor in Österreich wird aber nur ein Prozent recycelt.
  • Haushalt: Ein großes Problem ist Mikroplastik, also ganz kleine Plastik-Partikel. Diese findet man in vielen Pflegeprodukten zB. als kleine Kügelchen in Peelings, Zahnpasta oder als Füllstoff in Make-Up Produkten. Aber auch Kleidung ist Schuld an Mikroplastik: bei synthetischen Kleidungsstücken gelangen mit jedem Waschgang Mikroplastikfasern im Wasser. Die Waschmaschinen haben keine entsprechenden Filter dafür, somit landet unendlich viel Plastik im Wasser. Vor allem Sportkleidung und Fleece ist dafür sehr anfällig. Inzwischen findet man auch in Bier oder Meersalz Plastik.
  • Abfall: Der wohl logischste Punkt. Abfall, der nicht richtig entsorgt wird, landet irgendwann im Fluss und dann im Meer.


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Und die Preisfrage nach all dem lautet: was zum Teufel können wir tun? Eigentlich müsste einfach nur jede/r von uns seinen Beitrag leisten, um die Ozeane rein zu halten. Ganz einfache Dinge, die du tun kannst sind:

1. Sprich darüber
Spätestens nach diesem Beitrag weißt du so einiges über Plastik und dessen Folgen. Sprich mit Freunden, Bekannten, Fremden darüber. Ich saß vor ein paar Wochen in einem Uber Auto und der Fahrer warf die Plastikverpackung seines Snacks aus dem Fenster. Zuerst war ich sprachlos, doch im nächsten Moment klärte ich ihn sachlich auf. Mir fiel auf, dass ihm einfach nicht bewusst war, wie schlimm die Folgen von Plastik sein können. Wenn euer Freund, eure Freundin, wiedermal ihren Zigarettenstummel einfach auf den Boden schmeißt: erinnert ihn oder sie daran, was so ein Zigarettenstummel für unsere Umwelt bedeutet.

2. Probier’s mit weniger Müll
Das Thema Zero Waste war bereits einige male Thema auf diesem Blog. In diesem Beitrag habe ich euch geschildert, wie einfach es ist, verpackungsfreier zu leben. Weniger Müll zu produzieren ist der erste Schritt, die Nachfrage für Plastik zu reduzieren. Anfangen kannst du zB. damit, deine Getränke außer Haus ohne Plastikstrohhalm zu bestellen, keine Getränke mehr in Plastikflaschen zu kaufen und Plastik- durch Stoffsackerl zu ersetzen.

3. Fleecejacken lüften
Ich wasche Fleece inzwischen gar nicht mehr, sondern lüfte die Sachen lieber aus. Auch Sportkleidung versuche ich vermehrt aus Naturfaser zu kaufen.

4. Müll sammeln
Manchmal muss man selbst aktiv werden, weil andere Menschen es nicht tun. Wenn ich ein Plastiksackerl herumgeistern sehe, hebe ich es auf und schmeiße es weg. Auch wenn es mich nervt, dass “ich das tun muss”, bringt es im Endeffekt niemandem was, wenn ich es nicht tue. Also: hands on.

5. Second Hand
Jedes mal, wenn ihr etwas Neues kauft, unterstützt ihr die Plastikproduktion. Wer Second Hand kauft, sei es Kleidung, Elektronik oder was auch immer, der spart Plastikverpackung (und Geld).

6. Unterstütze NGOs
Es gibt viele Menschen, die 365 Tage im Jahr versuchen, die Welt zu retten. Diese Menschen müssen unterstützt werden, denn die Arbeit die sie leisten, ist unabdingbar. Eine Organisation, die ich euch ans Herz legen möchte, ist die Whale and Dolphin Conservation.  Ihr könnt die WDC mit Spenden, mittels dem Shop unterstützen oder selbst aktiv werden.

Auf der Seite der WDC gibt es übrigens auch ein Gewinnspiel zum Thema “Weniger Plastik ist meer”.

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Photograph by NOAA

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Photo via Tedxgp2

Credit: Profimedia.com, AFP Stock

Credit: Profimedia.com, AFP Stock

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